Wednesday, June 29

Lösungsvorschläge für Übungsfragen - Inhaltsanalyse - Werner Früh

Im Folgenden habe ich stichwortartig die Fragen aus Werner Frühs Buch "Inhaltsanalyse" für die Klausurvorbereitung des Modul 103 (Empirische Forschung I) beantwortet. Ich freue mich über notwendige Ergänzungen. Falls du die Karteikarten-App Flashcards hast, such in der shared library nach "Inhaltsanalyse", Autor "Craig Antweiler."

Mögliche Antworten auf folgende Übungsfragen im Kapitel 1
  1. Unterschied alltäglicher vs. wissenschaftliche Erfahrung?
  2. Begriff "systematisch" hinsichtlich Inhaltsanalyse, erläutern.
  3. Was meint "Der Empiriker arbeitet immer auf drei Ebenen"?
  4. "Interessierender Realitätsausschnitt", "mentales Modell/Theorie", "Formalmodell/Datenmodell", erläutern.
  5. Was meint "Gegenprobe an der Realität"? Was erreicht man damit?
  6. Was verbirgt sich hinter der Aussage, dass wir nicht nur gültige Theorien, sondern auch gültige empirische Ergebnisse benötigen, um wahre Aussagen über Realität zu treffen?
  7. "Die Entwicklung, Durchführung und Interpretation einer Inhaltsanalyse ist ein einziger, lückenloser Argumentationszusammenhang", erläutern.
Antwortvorschläge
  1. Alltag: subjektive, ad hoc-Erklärung oder auch indifferent/ignorant. Sagt mehr aus über das urteilende Subjekt. Wissenschaft: intersubjektiv nachvollziehbar, vom analysierenden Subjekt losgelöst.
  2. Abbildung soll - durch explizite Schlussfolgerungen und Vorgehensweise - nachvollziehbar und kritisierbar sein.
  3. Konstruktebene mit Realitätsbezug (Theorie), erfahrbare Sachverhalte (Indikatoren), Ebene der empirischen Daten
  4. Interessierender Realitätsausschnitt: Objekte & Relationen. Mentales Modell: Strukturiertes Vorstellungsmodell. Datenmodell: Objekt- und Realitätsindikatoren
  5. Überprüfung der Brauchbarkeit.
  6. Wen die emp. Daten nicht gültig sind, dann kann das Theoriemodell nicht bewiesen werden.
  7. Lückenloser Argumentationszusammehang ist nötig, um Korrektheit zu garantieren (intersubjektiv nachvollziehbar). Dient auch der ständigen Orientierung an der Forschungsfrage und um Frage korrekt abzubilden.
Mögliche Lösungen für folgende Übungsfragen im Kapitel 2
  1. Welche Frage lässt sich inhaltsanalystisch beantworten? (a, b, c)
  2. Erläutere Frühs Definition der Inhaltsanalyse.
  3. Vergleiche Frühs mit Berelsons Definition.
  4. Erläutere Begriff "Messen".
  5. "Nominalskalen". Was? Warum häufig bei IA? Beispiel für Textmerkmal erfassbar mit Nominalskala?
  6. Vorteile der Inhaltsanalyse gegenüber anderen Methoden.
  7. Erläutere: "Inhaltsanalyse möchte unter forschungsleitenden Perspektive Komplexität zu reduzieren".
  8. Bei jeder Kategorisierung gehen Bedeutungsnuancen verloren. Erläutern. Bewerten.
  9. "Inhaltsanalystische Inferenz". Was? Nenne verschiedene Arten der Inferenz.
  10. "Operationalisierung". Beschreibe und erläutere an Beispiel.
  11. Unterschied IA zu hermeneutischer Textinterpretation.
  12. Beschreibe und kommentiere Bezeichnungen qualitative & quantitative IA.
  13. Kommentiere Behauptung, IA können nur erfassen, was dastehe. "implizite", "latente"  Textbedeutungen.
  14. Wozu werde sog. Implikationen 1. bis 3. Ordnung vorgeschlagen?
Antworten
  1. Antwort c) needless to comment*
  2. Die Inhaltsanalyse ist eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen, meist mit dem Ziel einer darauf gestützten interpretativen Inferenz auf mitteilungsexterne Sachverhalte.
  3. Verzicht auf Begriffe "manifest", "objektiv', "quantitativ".
  4. Messen ist quantifizieren, also die Zuordnung einer Zahl zu einem Objekt, sofern dies eine homomorphe :-) Abbildung eines empirischen Relativs in ein numerisches Relativ ist.
  5. Benannte Kategorien, z.B. Textsorte (Bericht, Leserbrief)
  6. geeignet für große Textmengen. IA arbeitet zielstrebig komplexitätsmindernd, erfasst Forschungsobjekte valide, ohne auf Objektivität oder Systematik zu verzichten.
  7. Man will große Menge an Texten klassifizieren, deshalb entsteht notwendig Informationsverlust. Verlust bedeutet gleichzeitig Gewinn, denn der eingeschränkte Blick lässt größere Zusammenhangstrukturen erkennen.
  8. IA will Komplexität mindern, um allgemeingültige Muster aufzuzeigen. Dafür müssen forschungsirrelevante Dinge ignoriert werden. Dient der Abstraktion. (vgl. auch 7))
  9. Interpretativer Schluss von Mitteilungsmerkmalen auf externe Sachverhalte. Prognostische Inferenz: Wirkungsinterpretation. 
  10. Operationalisierung der theoretischen Konstrukte legt fest, welche Mitteilungsaspekte, wie interpretiert werden sollen. Beispiel: Thema: Gewalt, Definition "prügeln" gehört in Kategorie "physische Gewalt".
  11. Herm. Interpretation will entstehungsbedingte Bedeutungsstrukturen eines Einzeltextes nachvollziehen. Subjektiver Eindruck wird überprüft. Analyse ist mit Text abgeschlossen. IA ist transparentes, objektives Verfahren mit Selektions- Abstraktions- und Klassifikationsinteresse. Arbeitsschritte Datenerhebung, Auswertung und Interpretation strikt getrennt. Ergebnisse sind Aggregatdaten. Offengelegte Vorgehensweise kann invariant angewandt werden.
  12. Bezeichnungen irreführend, da IA zwei qual. mit einem quant. Schritt verbindet. Qual. Forschung ist induktiv, hat aber keinen Beweischarakter. Ganzheitliche Analyse. Komplexität ist jedoch kein Argument.
  13. Gegenbeispiel: Es werden auch Umschreibungen und Hinweise auf gemeinte Bedeutungen erfasst.
  14. Klassifizierung der Bedeutung für die Forschungsfrage. Wie naheliegend der Inhalt ist, der von einer konkreten Äußerung abstrahiert wird, variiert. Evidenzklassen. Sprachliche Sozialisation und Kontext legen bestimmte Interpretationen nahe.
Fragestellungen aus Kapitel 3
  1. Inhaltsanalyse = Suchstrategie? was bedeutet das für praktische Vorgehensweise?
  2. Unterschied Forschungsfrage vs. Hypothese
  3. Was ist eine Hypothese? Merkmale?
  4. Leite zwei Hypothesen ab.
  5. Welche Funktion hat die theoriegeleitete Kategorienbildung im Forschungsprozess?
  6. Thoriegeleitete Arbeitsschritte zu "Hauptkategorien"?
  7. Validität oder Reliabilität für Güte des Messinstrumentes?
  8. Was ist Analyseeinheit? Beispiel?
  9. Was ist Kategorientypus? Beispiele?
  10. Was ist ein "erschöpfendes Kategoriensystem"?
  11. "Trennschärfe", "Vollständigkeit", "Eindimensionalität"von Kategorien
  12. Was ist "Indikator"?
  13. Was ist eine operationale Definiton?
  14. Erläutere Satz: "Die Interpretation des Codierers soll nicht völlig unterdrückt, sondern nur im SIne der vorgegebenen Definitionen eingeschränkt und kontrolliert werden."
  15. Unterschied Analyse- und Codiereinheit
  16. Was sind sampling unit, Analyseeinheit, Codiereinheit, Messeinheit und Kontexteinheit?
  17. Unterschied formal-syntaktische vs. inhaltlich-semantische Definition? vorteile? Nachteile?
  18. Beschreibe IA als Forschungsstrategie.
  19. Was sind Entdeckungs-, begründungs- und Verwertungszusammenhang?
  20. Beschreiben sie Forschungsablauf (Arbeitsschritte).
  21. Warum ist Inferenz kein direkter Bestandteil der IA?
  22. Was ist die Grundgesamtheit der Analyse?
  23. Beispiel für Forschungsfrage, welche keine Stichprobe benötigt.
  24. Erläutere Stichprobentypen.
  25. Welche Stichprobenarten werden häufig bei der IA benutzt?
  26. Erläutere und diskutiere "künstliche Woche".
  27. Welche Stichprobenart ist für ungleiche Prozesse angemessen?
  28. Beispiel für Analyseeinheit gleich Auswahleinheit.
  29. Wann ist Bedeutung "manifest"?
  30. Wozu verwendet man "harte"/"weiche" Indikatoren.
  31. Unterschied Transport- /Transformationsmodell.
  32. Rolle der Interpretationsspielräume. Methodisches Vorgehen.
Antwortvorschläge
  1. Von Anfang an muss klar sein, nach was wir suchen. Exploartion zur Suche nach interessanten Merkmalen.
  2. Forschungsfrage beschreibt Entdeckunspotential, Hypothese ist aus Forschungsfrage abgeleitete prüfbare Behauptung.
  3. Hypothesen sind intersubjektiv prüfbare Fragen. Meist in Behauptungsform.
  4. "Tageszeitungen schreiben häufiger über Politik", "Zeitungen bieten Leserschaft mehr Mitteilungsmöglichkeiten an"
  5. Theoriegeleitete Kategorienbildung sichert Vollständigkeit bezüglich Forschungsfrage und Hypothesen und prüft, ob theoretische Konstrukte miteinander in Beziehung gesetzt werden können. Vorarbeit für die Begriffsexplikation.
  6. Aus Hypothesen extrahierte Dimensionen sind globale inhaltliche Klassifizierungsvorgaben/ Hauptkategorien für Kategoriensystem. Wörter oder Suchkriterien aus den Hypothesen werden bestimmt.
  7. Gültigkeit (Validität): Messen die Methoden das was gemessen werden soll? Verlässlichkeit (Reliabilität): Präzision und genaue Beschreibung und korrekte Anwendung der Instrument. Kriterium: Reproduzierbarkeit. Validität setzt Reliabilität voraus.
  8. Kleinste Einheit auf die Interpretationen sich beziehen soll (z.B. Artikel)
  9. Kategorientypus: Berichterstattung über längeren Zeitraum vs. Thematisierung
  10. Erfasst vollständig, das in der Forschungsfrage vorgegebene Kommunikationsmerkmal sowohl auf Begriffsebene, als auch auf Ebene der Datenstruktur
  11. Trennschärfe: Kategorie muss klar abgegrenzten Bedeutungsgehalt repräsentieren
  12. Emp. Äquivalent für nicht direkt wahrnehmbare Sachverhalte ("Angst" vs. "fluchtartiges Verlassen")
  13. macht Codierprozess explizit, nennt empirisch fassbare Entsprechungen auf der Objektebene und gibt Regeln vor, nach denen die Merkmale in Daten überführt werden
  14. Interpretationsspielräume erlauben der Sprachkompetenz des Codierers durch Analogiebildung alle nicht aufgelisteten Indikatoren zu identifizieren und nach seinem Sprachverständnis ihrer Bedeutung zuordnen.
  15. Codiereinheit = Bezuggröße der Codierung = Indikatorauftritt oder Sinneinheit oder Basisaussage. Sind formal-syntaktisch (Schlüsselwörter + Anwendbarkeit +Verlässlichkeit) oder inhaltlich-semantisch definiert.
  16. Messeinheit = formale Analyse, sampling unit = Erhebungseinheit/Stichprobenziehung (Zeit, Ort), Kontexteinheit = Abschnitt zur Indikatorrekonstruktion
  17. formal-syntaktisch (Schlüsselwörter, + Anwendbarkeit + Verlässlichkeit - stilistische Eigenheiten werden ignoriert, grobe Codierfehler) oder inhaltlich-semantisch (sinngemäß, -Reliabilität + Sinneinheiten erlauben sinnvolle Flexibilität)
  18. Kernelemente: Validität und Logik der Beweisführung
  19. Verwertungszusammenhang: Projektbericht diskutiert Ergebnisse, leitet Konsequenzen ab und gibt Handlungvorschläge  (Praxis) Wozu. Entdeckungszusammenhang beschreibt das Ziel der Untersuchung (Theorie) Was. Begründungszusammenhang beschreibt die sinnvolle Abfolge und Umsetzung methodischer Schritte und Definitionen (Methoden) Wie
  20. siehe Schema
  21. "Nicht immer meint Autor das, was dasteht."
  22. GG = Menge aller Elemente auf die sich Forschungsfrage bezieht
  23. Man kennt wahren Anteil der Befürworter in der Grundgesamtheit bereits, also keine Stichprobe mehr nötig, z.B.: "40% der Abonnenten der ZeitungX wohnen in Bayern." (Liste mit Abonnenten gibt Ergebnis vor)
  24. willkürliche Stichprobe (- nicht verallgemeinerbar + explorativer Zweck; bewusste Auswahl z.B. bei typischen oder Extremen (- bildet nicht GG ab + offengelegte Regeln); Zuffallsstichprobe einfach/gestuft; gestufte-kombinierte: Klumpen/Clusterauswahl z.B. bei Auswahleinheit ≠ Analyseeinheit
  25. gestufte Verfahren, da bei Analyseplanung noch zu wenig bekannt
  26. künstliche Woche = Rotationsprinzip der Wochentage: Untypische Berichterstattung vermeiden
  27. gestuftes Verfahren + Zufall + Klumpen + Schneeballprinzip
  28. sampling unit = Zeitungsausgabe, Analyseeinheit = Berichte, z.B. Berichterstattung Ost-West-Konflikt über Zeitraum
  29. gemeinte Bedeutung wird offen ausgesprochen und so von jedem gleich interpretiert
  30. um zu unterscheiden, ob alle Codierer ähnlich codieren, weich: großer Interpretationsspielraum, hart: gemeinte Bedeutung wird quasi ausgesprochen im Text
  31. Transportmodell nur Reduktion, Transformationsmodell auch Evaluation
  32. Kontrollierter Interpretationsspielraum = Bedeutungskonstruktion der Codierer konstituierender Bestandteil der IA
Ich freue mich auf Feedback.

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